Was ist Erleuchtung?

Ludmilla

Mit dem Wort Erleuchtung scheinen sehr viele unterschiedliche Phänomene und Vorstellungen verbunden zu sein. Erleuchtung scheint nichts zu sein, womit sich die Mehrzahl der Menschheit beschäftigt, und viele meinen vielleicht, dass Erleuchtung nichts mit der unserigen Kultur zu tun hat und somit auch nicht in unserer Erfahrungsmöglichkeit liegt.
Das ist ein jedoch eine Fehlannahme, denn Erleuchtung ist der natürliche Seinszustand des Menschen.
Der momentan in der Mehrheit repräsentierte Seinszustand ist das Erleben von Getrenntheit. Wir erleben uns in der Regel als vollkommen eigenständige Personen, abgetrennt von anderen Personen in dieser Welt. Unser Erfahrungs- und Bewusstseinshorizont ist relativ begrenzt und hat dementsprechende Handlungsimpulse zur Folge. Unsere gesamte Kultur ist geprägt durch dieses Erleben in "Abgetrenntheit". Wir erfahren in der Regel die Welt als das Einzige was es gibt, das Einzige, was existiert.
Erleuchtung findet statt, wenn wir erkennen und erfahren, dass das nicht so ist; wenn wir erfahren, dass es noch etwas anderes gibt, scheinbar jenseits der Welt der Formen, was der Welt zugrunde liegt, aus dem die Welt entsteht und was die Welt selbst ist. Und wir erfahren, dass wir dieser "Urgrund" selber sind, dass dies die einzige Realität ist, die existiert. Dies ist ein neuer Bewusstseinszustand, in dem wir uns als unbegrenzt und ungetrennt vom Rest der Welt erfahren. Nicht ich bin in der Welt, die Welt ist in mir und weiter noch: Ich bin die Welt; wir erfahren die Welt in ihrer Essenz als nur dieses Eine, was wir selber sind.
Das permanente Gewahrsein dieser transzendentalen Realität lässt das zuvor empfundene begrenzte Ich sich hineinergießen in diesen unendlichen Raum reinen Gewahrseins, das ICH BIN.

Roland

Erleuchtung ist ein neuer Bewusstseinszustand, den wir Menschen heute noch nicht leben. Wir kennen die 3 gewohnten Zustände des Wachen, Träumens und Schlafen, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Wenn wir mit der Meditation anfangen, erfahren wir schnell einen weiteren Zustand, der in der Literatur oft der Vierte (turiya) genannt wird. Einen Zustand von ruhevoller Wachheit, ohne Gedanken und ohne weitere Sinneswahrnehmungen. Reines Bewusstsein also. Bewusstsein, dass sich nur seiner selbst bewusst ist, ohne all die Inhalte, die durch unsere körperlichen Wahrnehmung und inneren geistigen Aktivitäten sonst immer in unserem Bewusstsein auftauchen und präsent sind. Da wir im Rahmen unserer gewohnten Wahrnehmungen auch unser ganz persönliches Lebensgefühl aufgebaut haben, unser ganz persönliches Gefühl von uns selbst, unser Ego, fällt das natürlich auch mit weg, wenn wir in diesem vierten Bewusstseinszustand wechseln und verweilen.
Am Anfang unserer Praxis gelingt dieser Wechsel oft nur für wenige Augenblicke, mit zunehmender Übung dann immer länger. Wenn es uns gelingt immer in diesem Zustand zu bleiben, Samadhi genannt, auch während des Wachens, Träumens und Schlafens, dann entsteht ein neuer, fünfter Bewusstseinszustand, den wir Erleuchtung nennen. Die Erfahrung der Transzendenz wird dann zu einer so deutlichen inneren Realität, dass die Identifikation mit unserem bisherigen kleinen Ich oder Selbst abfällt und vollkommen aufgeht im Erleben dieses inneren unveränderlichen Zustandes der ruhevollen Wachheit, der dynamischen Stille, die vollkommen als das eigene Selbst erfahren wird und nie wieder verloren geht. Das wird als unbegrenztes Glückseligkeitsbewusstsein erfahren (Sat.Chit.Ananda), und ist eine große Wohltat für den Körper und so kommt der Geist, der Verstand einfach zur Ruhe. Wo es nichts mehr zu tun gibt, nichts mehr zu bedenken, keine Sorgen mehr gibt, da kann der Geist einfach schweigen. Dies ist der Zustand der inneren Befreiung des Menschen, den wir Erleuchtung nennen.